- Grenke Open, Karlsruhe, 2018 -
29.03. - 02.04.
 

Das letzte Kommando
Reisegruppe "Seltsam" auf dem Weg ins (Schach-)Paradies*
 
Wie Carlsen hinter der Bühne schummelte und andere Geschichten

Zu Ostern ging es auf nach Karlsruhe zum „größten Schachturnier Europas“ (lt. Veranstalter). Für Kurzentschlossene - erst Anfang der Woche fiel bei uns die Entscheidung, dort zu spielen. Etwa 1500 Voranmeldungen gab es für die drei Open-Turniere. Früher fand diese Veranstaltung übrigens als Osterturnier in Deizisau bei Stuttgart statt, wo wir auch schon mehrfach spielten.

Es wurden neun Runden absolviert, beginnend Gründonnerstagabend und dann an den folgenden vier Tagen jeweils Doppelrunden. Bedenkzeit 2 Stunden für 40 Züge + 30 Minuten für den Rest, wobei man in den letzten zwei Minuten die Möglichkeit hatte, auf ein fünfsekündiges Inkrement umzuwechseln (gilt übrigens in dem Moment als ein Remisangebot). Leider wurden die Vormittagsrunden bereits um neun Uhr morgens angepfiffen - Schachspieler sind ja vielfach Nachtmenschen, und wer kann schon um diese Uhrzeit einen klaren Gedanken fassen…
 

Panorama aus dem Spielsaal

Ein Schmankerl war das ab Samstag ausgetragene Einladungsturnier mit Weltmeister Magnus Carlsen, welches auf der Bühne im Hauptsaal stattfand (natürlich brauchten die Meister nur um 15 Uhr anzutreten). Unter den weiteren Teilnehmern: Anand, Aronian, Caruana… Die Internetseite warb übrigens damit, dass man in Karlsruhe die Möglichkeit habe, mit dem Weltmeister im selben Saal zu spielen. Jedoch gab es zwei Spielsäle. Die Mehrheit des B- und C-Opens sowie die hinteren Bretter des A-Opens fanden in einem zweiten Saal statt, wenn auch im selben Gebäudekomplex. Der Veranstalter meinte vor Ort, es wäre wirklich so, jeder hätte die Möglichkeit, in den Hauptsaal zu kommen, wenn er sich entsprechend nach vorne spielen würde. Nach der Logik kann er aber auch damit werben, dass jeder die Möglichkeit habe, gegen Carlsen anzutreten – hey, einfach nur 2800 klarmachen, Bruder!
 

Spielsaal. Vachier-Lagrave hängt neben einem Norweger.
Ein Helfer meinte zu mir, Caruana neben Carlsen hätte Charme gehabt,
aber man habe ja nicht vorhersehen können, wer das Kandidatenturnier gewinnen würde. Stimmt! "MVL" da ja genauso knapp gescheitert wie Blühbaum, Meier und Naiditsch!

Ansonsten war aber alles gut in Karlsruhe. Genügend Platz, ein eigener Tisch pro Brett, überall Holzbretter und elektronische Uhren, genügend Schiedsrichter (zur Umstellung auf Inkrement z.B.) und generell viele helfende Hände. Gespielt wurde in der Schwarzwaldhalle, einer großen Konzerthalle. Karlsruhe selber ist aber sehr unattraktiv. Die ganze Innenstadt ist eine einzige Baustelle (mir wurde versichert, es wäre seit Jahren so), wir brauchten anfangs für die knapp 3 km vom Hotel zur Halle geschlagene 20 Minuten. Gleich zur Begrüßung wurden wir geblitzt. Genügend Parkplätze, wie in der Ausschreibung erwähnt, gab es auch nicht - zumindest nicht für die Schachspieler. Und in der Nebenstraße, in der wir am ersten Spielabend parkten, wurde mir gleich am ersten Abend die komplette Beifahrerseite zerkratzt. Willkommen in Karlsruhe! Zumindest kann man mit seiner Klage direkt vor den Bundesgerichtshof ziehen!

(Grün)Donnerstag

Sebastian und ich reisten bereits am Mittwoch an, konnten also Donnerstag ausschlafen und abends ausgeruht zur Runde antreten. Genützt hat dies nicht viel. Schach ist nicht „nur eine Frage der Zeit“*. Sebastian hatte einen Fehlstart  gegen 1900 (immer ELO). Nach einer Fehlkalkulation musste er um Remis kämpfen mit horrender Zeitnot. Am Ende stand das Endspiel T vs. T+L auf dem Brett. Sebastian beantragte nun die Umstellung auf Inkrement, woraufhin sein Gegner - etwas überraschend - sofort in ein Remis einwilligte. Na gut - warum Fragen stellen!

Mich hatte es leider in den Nebensaal verschlagen, aber die Spielbedingungen waren dort eher besser als im Hauptsaal. Die Elite-GM sollten ja ohnehin erst ab Samstag Nachmittag auftreten und bis dahin würde man sich halt hochspielen müssen. Aber das war natürlich schwierig in so einem Feld. Ich kämpfte mit Schwarz gegen 2160 und erreichte eigentlich eine vernünftige Stellung, die recht schnell in ein Endspiel überging, aber hier machte ich zwei Ungenauigkeiten und plötzlich war die Stellung mehr als kritisch. Ich ließ es mir dann nicht mehr zeigen, aber die Aufgabe war vielleicht zu früh. Es gelang mir anfangs einfach nicht, richtigen Kampfgeist zu entwickeln.
 

Keno und Sebastian blitzten einen aus.

(Kar)Freitag

Für mich war es mehr der Car-Freitag, da ich morgens wie gesagt mein Auto zerkratzt vorfand. Problematisch war auch der frühe Beginn um neun Uhr, denn leider wurde der Start der Abenddrunde am Vortag endlos lange hinausgezögert (1 Stunde später als die Ausschreibung es sagte), so dass sie bis Mitternacht dauerte, und am Freitag um sieben Uhr hieß es bereits wieder aufstehen… Grund der Verzögerung war unter anderem die Farbauslosung für das Elite-Turnier. Carlsen trat als Erster auf die Bühne - und zog das schlechteste Los, die Nr. 10. Kurz nach ihm kam dann sein offizieller Herausforderer Caruana, er fischte die „1“ aus dem Lostopf. Ein Omen für das Match im November? Selbst Magnus konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Zu unseren Partien vom Tag: Bast spielte gegen einen jungen Gegner mit 1950 und Schwarz. Unangenehm, aber der Oldenburger entledigte sich dieser Aufgabe letztlich doch recht souverän. Mein Gegner war ein in Malta lebender Schwede mit 2060. Meine Partieanlage war vielleicht nicht sehr ambitioniert, aber ich war zumindest besser in der Partie als am Vortag.
 

Modder - Pettersson
Stellung nach dem 35. Zug von Weiß

Es folgte Tf8 und wir wiederholten mit Te6 Tf6 Te8 Tf8 die Züge. Interessant ist natürlich das Schlagen auf f8 nebst Se5. Danach wäre Se7 vermutlich kritisch aus schwarzer Sicht, aber Sc3 droht den a-Bauern zu gewinnen und einen entfernten Freibauern zu bilden. Das Remis war wohl angebracht.

***

Die Hürde in der Nachmittagspartie sollte für Sebastian ungleich höher ausfallen: IM Baldauf (2481). Sebastian zeigte eine seiner Stärken: Er beherrscht Eröffnungen sehr gut. Gegen den etwas jüngeren IM baute Bast nach gut 20 Zügen eine Gewinnstellung auf:
 

Müer - Baldauf
Stellung nach dem 20. Zug von Weiß

Baldauf hatte soeben auf c5 genommen. Jetzt hätte das "normale" 21. Sxc5 zu gewinnverheißendem Vorteil geführt: 21. Sxc5 Sc-b8 22. Dg4 etc. Nach dem gespielten 21. Lxc5 hatte Schwarz noch die Ausrede … Sd4, wonach er ein paar Figuren abtauschen und sich entlasten konnte. Zum Glück hatte Sebastian wenigstens keine Probleme, in der Folge das Remis sicherzustellen. Recht befriedigen konnte ihn das aber wohl nicht: „Dreck today, Dreck tomorrow“, wie er meinte*.

Mein Gegner mit 2060 Punkten spielte mit Weiß sehr ambitionslos, dummerweise rochierte ich aus Lethargie zu früh und er bekam Angriff am Königsflügel, Wie schon in der ersten Runde fehlte mir am Ende der Kampfgeist. Die Aufgabe kam etwas früh, aber verloren war die Stellung auf jeden Fall. Es ist auch nicht motivierend, in jeder Partie verteidigen zu müssen.

Samstag

Runde vier brachte den nächsten IM-Gegner für Sebastian, Thinius (2400). Sebastian stand hier relativ früh schlecht bzw. auf Verlust. Die folgende Stellung ist ein Beispiel für die LPDO-Regel („hängende Figuren fallen vom Brett“):
 

Thinius - Müer
Stellung nach dem 17. Zug von Schwarz

Wie nutzt man den hängenden Turm auf a7 aus, den Sebastian zwei Züge zuvor dort hingestellt hatte? 18. Sb5 mit der Idee, auf g7 zu nehmen nebst dem Doppelangriff Dd4+ (noch stärker war aber wohl das direkte e4). Nach dem Text kann Schwarz zwar die Qualität retten mit 18. … Ta-b7, aber Weiß kann wohl einen Bauern gewinnen mit 19. Lxg7 Kxg7 20. Sd4 und c6 hängt. Sebastian gab die Qualität, aber retten konnte er die Partie nicht.

Ich spielte zunächst gegen 2000 mit Weiß und bereitete eine bestimmte Variante eines Spielers unserer 1. Mannschaft vor, auf Empfehlung von Sebastian. Errötend folgte er seinen Spuren. Leider erwies sich diese als eine schlechte Wahl: Es ist zu verpflichtend, wenn der Gegner diese Variante tief kennt. Davon war allerdings nicht auszugehen. Dummerweise hatte mein Gegner sich genau diese Variante laut eigener Aussage noch am Morgen angeschaut. Unsere Bude muß wohl verwanzt gewesen sein. Irgendwann fand ich einen Zug in einer Nebenvariante nicht, und stand danach auf dem Acker. Allerdings wurde auch Sveshnikov mal damit konfrontiert laut den Datenbanken, und auch er fand die richtige Entgegnung nicht. Mit Weiß ausgeknockt, ohne dass Schwarz einen eigenen Zug machen musste.

***

Am Nachmittag traten dann die Spieler des Einladungsturniers auf die Bühne. Dazu gleich mehr. Sebastian gelang mit Weiß wenigstens ein recht sicherer Sieg gegen 2070, nachdem der Gegner eine Schwächung der eigenen Struktur am Königsflügel zuließ. Sah zumindest von außen her eindeutig aus.

Bei mir waren bis dato 0,5/4 ein Totalschaden, dabei kann ich nicht mal sagen, großartig schlecht gespielt zu haben. Die Einstellung war manchmal nicht da, aber von nun an spielte ich sehr kämpferisch - dennoch sollte ich in Karlsruhe auf verlorenem Posten agieren. In der Nachmittagspartie spielte ich einen starken Königsangriff und stand auf Gewinn:
 

Mienis - Modder
Stellung nach dem 21. Zug von Weiß

Mein niederländischer Gegner (1960) hatte soeben f4 gespielt. Das sollte verlieren, aber: kritisch war es sowieso für ihn, und die Frage war, wie man gewinnt. Korrekt war es, en passant zu schlagen. Ich fand aber nichts besseres als den Bauerngewinn nach 21. … Th6 22. g3 Sxg3 23. Df2 Se4, und nach dem Damentausch hatte ich zwar ein etwas vorteilhaftes Endspiel, aber es reichte nur zu einem Remis.

***

Am Nachmittag traten dann auch die Protagonisten aus der Weltspitze in Erscheinung. Carlsen hatte es mit Caruana zu tun, wobei der Norweger am Ende anscheinend auf Gewinn stand, aber sein Gegner das Turmendspiel zäh verteidigte. Hier sah ich den Weltmeister beim Schummeln hinter der Bühne: Er ist Werbeträger der Wassermarke Isklar. Die Flasche mit dem entsprechenden Logo steht immer auf seinem Tisch. Um diese aufzufüllen, ging Carlsen hinter die Bühne (von meiner Position aus konnte ich aber einen Einblick erhaschen), wo der Veranstalter aber nur eine andere Marke zur Verfügung stellte. Carlsen füllte damit seine Isklar-Flasche auf! Also nicht überall, wo Isklar draufsteht, ist auch Isklar drin! Ja ne, is klar!

Nachdem Caruana das Remis gesichert hatte, ging er von der Bühne, wo immer eine Menge von Autogramm- und Selfie-Jägern auf die Meister warteten. Natürlich in erster Linie auf den Norweger. Die meisten Spieler, so auch Caruana, waren zum „Bad in der Menge“ etc. bereit. Nur Carlsen verschwand wieder hinter der Bühne, bis sich der Großteil der Leute verzogen hatte. Als wir zu unserem Auto gingen, stürmte Magnus auf dem Parkplatz an uns vorbei, begleitet von Sekundant Nielsen und Vater Henrik.
 

Caruana und Carlsen auf der Bühne

Sonntag

Ein großmeisterliches Osterei bekam Sebastian ins Nest gelegt vom Altmeister Ivan Farago, mittlerweile über 70 und mit 2366 Punkten scheinbar im Einzugsbereich. Gegen Faragos Standardsystem, Bast hatte Schwarz, gab es eine umfassende Vorbereitung, aber der Meister servierte eine andere Variante, setzte Schwarz am Königsflügel zunehmend unter Druck und eine tödliche Fesselung besiegelte das Ende. Für mich ging es gegen eine Gegnerin, 1970 aus Italien. Zum Thema Frauenschach gleich noch mehr. Ich spielte eine sinnige Partie und erreichte die folgende Stellung:
 

Modder - Andolfatto
Stellung nach dem 24. Zug von Schwarz

Hier nun hatte ich die Möglichkeit, mit 25. g4 Material zu gewinnen, auch wenn Schwarz nach 25. … Dg5 26. f4 Dh4 27. gxh5 Te7 nebst Ta-e8 etwas Gegenspiel hat. Leider sah ich g4 nicht, sonst hätte ich es gespielt. Warum sieht man das nicht? Tja, darum ist man eben nur bei 1900. Selbstverständlich hatte ich das Motiv auf dem Schirm, aber gerade in diesem Moment war es nicht mehr präsent, im Gegensatz zur Partiephase davor. Meine Gegnerin bot nach dieser ausgelassenen Chance Remis an. Anscheinend war ich in Karlsruhe beauftragt, die Stellungen "gleich" zu machen - und als "Gleichstellungsbeauftragter" nahm ich das Remis natürlich an!

***

Im Foyer der Halle war der Schachversand Niggemann vertreten. Allerdings war das ausgelegte Sortiment an Büchern und Spielmaterial derart umfangreich, dass vermutlich das Ladenlokal in Heiden an den Tagen leerstand. Ich gönnte mir das Buch „Der König“,* ausgewählte Schachkolumnen des niederländischen Großmeisters Donner, der in den 60er/70er-Jahren aktiv war. Einer der originellsten Schreiberlinge der Schachzunft, allerdings mit recht schwarzem Humor teilweise. So sollte Donner laut einer der Texte in dem Buch zum Thema „warum Frauen im Schach so schlecht sind“ referieren, woraufhin er einen Artikel dahingehend veröffentlichte, dass das ja keine Frage des Schachs wäre - Frauen könnten ja nichts, auch nicht schreiben, komponieren etc.

Seine satirische Art haben wohl nicht alle verstanden (seine eigene Frau hätte wohl herzlich gelacht), und er bekam wütende Anrufe und Briefe. Eine Schreiberin äußerte sich wohl dahingehend, dass Donners Aussagen rassistisch wären, er hätte auch gleich schreiben können, dass Schwarze kein Schach spielen können. Donner hatte die Antwort natürlich parat: „Nein, gute Frau, da haben Sie etwas falsch verstanden: Schwarze Männer können Schach spielen!“
 

Bücher, soweit das Auge reichte

***

Der Ostersonntagnachmittag brachte dann zwei harte Kampfpartien, bei mir leider ohne Auferstehung. Sebastian lieferte mit Weiß gegen 2070 aber ein Schmankerl ab:

Müer - Bilal

Eine starke Partie von Sebastian!

Bei mir spielte sich ein Drama gegen 1960 ab. Ich führte lange eine harte Verteidigung, kämpfte mich immer wieder heran, bis das Schicksal seinen Lauf nahm::

Lambertz - Modder

Mit dem Läufer gegen die Bauernarmada kommt man sich vor wie jemand, der eine Lawine mit bloßen Händen aufhalten will. Eine meiner dramatischsten Niederlagen überhaupt, aber es ärgerte mich nicht sehr, denn kämpferisch konnte man sich nichts vorwerfen.

Montag

Auf denn in den letzten Turniertag! Den Glanzpunkt vom Vortag noch dampfend im Beutel trat Bast gegen IM Carlstedt (2432) an. Ein Pingpong-Spiel zeichnete sich ab: Weiß gegen 2000 und Schwarz gegen Titelträger. Dem Oldenburger unterlief in der Eröffnung diesmal ein grobes Missgeschick. Um einen Bauernverlust zu vermeiden, musste er seine Struktur am Königsflügel schwächen. Später ging es in ein Endspiel, in welchem Basts Läuferpaar gegen Läufer und Springer stand:
 

Carlstedt - Müer
Stellung nach dem 30. Zug von Weiß

Der Lc8 ist einfach schlecht hier. Der weiße Plan lautet, mit dem König b4 zu decken und dann mit beiden Leichtfiguren b5 anzugreifen. Schwarz muss sehr entschiedenes und genaues Spiel am Königsflügel inszenieren, um in der Partie zu bleiben. Diese ging aber letztlich doch verloren.

Ich kam gegen 1950 mit Schwarz wieder mal mit einem Ranzsystem nicht zurecht, und musste eine harte Verteidigung führen. Aber das gelang mir ganz gut und ich fuhr das Remis ein. Damit hatte ich die Bilanz ausgeglichen: 4 Remis, 4 Niederlagen…Noch war ich nicht bereit für eine Gewinnpartie, aber es blieb ja noch eine Runde.

Am Nachmittag gegen knapp 2100 pingpongte sich Sebastian mit Weiß mehrfach in eine gewinnverheißende Stellung, doch es war kompliziert und der Gegner kämpfte hart - hier ein Eindruck von der Partie:
 

Müer - Stabolewski
Schwarz am Zug

Trotz komplizierter Lage scheint Weiß besser zu stehen. Hier zog Schwarz ... Te3?, wonach Weiß mit Db4 hätte gewinnen können. Der Tf8 hängt, Schwarz darf auch nicht die Deckung seines f-Bauern vernachlässigen. Macht er seinen Fehler rückgängig mit Te-e8, so würde Txe2 folgen usw. Sebastian spielte jedoch Dxg7, wonach er zwar immer noch Vorteil hatte, aber es reichte nicht. Ein sicherlich unbefriedigendes Remis zum Abschluß des Turniers, was für Bast eine Turnierleistung bedeutete, die in etwa seiner Zahl entsprach. Da diese vergleichsweise niedrig war, sicherlich kein Erfolg („niemals genug"*), andererseits war er nicht in Bestform ins Turnier gegangen, um das Mindeste zu sagen, von daher hätte es auch schlimmer kommen können. Mit Schwarz gegen IM/GM war diesmal kaum etwas drin.

Mein letzter Gegner hatte 1950 und ich eröffnete stürmisch mit 1. e4. Und nach einer halben Stunde konnte ich endlich erstmals im Turnier sagen „da isssst daaaaas Ding!!“ Ein ganzer Punkt. Leider kampflos. Der Gegner trat nicht an... Das ist stillos! Er hätte wenigstens absagen können, so nahm er mir die Chance, gegen einen spielwilligen Gegner anzutreten. Ärgerlich, man kann sich nicht wehren, wie beim Kratzer am Auto. Der Wagen eines Mannes hat Tabu zu sein, wusste schon Travolta in Pulp Fiction. Es ist einfach nicht fair, Mann! (mehr dazu in meiner bald erscheinenden Auto-Biographie). Somit etwas Minus für mich in Karlsruhe nach fünf Schwarzpartien in acht gespielten Runden.

Fazit

Da alles gesagt ist, schließe ich mit MoTrips Mathematik*, einem der vielen Stücke, die wir auf der langen Rückfahrt hörten, und die ich hier im Text verwurstet habe:

Ich nahm viele Differenzen auf der Reise in Kauf
Ich bin die Summe aller Teilchen im Raum
Und die Gleichung geht auf
Die Leute denken, das ist alles ein Trick
Doch das ist ganz simple Mathematik

Zuletzt noch der Link zur Turnierseite:

Offizielle Turnierseite

- frank modder, 11.04.2018
 

Unser Hotel.Da
staunt man Bauklötze.*

* Hinweise:

Soundtrack dieses Berichts
(unterwegs gehört)

Ilgen-Nur - "Matter of time"
M83- "Reunion"
The Cure - "Never Enough"
Fury in the slaughterhouse - "Trapped Today, Trapped Tomorrow"
Fortuna Ehrenfeld - "Das letzte Kommando"
MoTrip - "Mathematik"

Zitat von Short aus "The inner game" von Dominic Lawson, S. 37
Buchempfehlung Jan Hein Donner "The King"
Hotel war Hotelwelt Kübler